Ausführliche Erläuterungen

Temporäre Haarentfernung

Die Möglichkeiten der temporären Haarentfernung sind weitgehend bekannt und sollen hier nicht weiter vorgestellt werden. Jeder weiß, wie eine Rasur funktioniert und kennt das nur kurzfristig anhaltende Resultat. Viele haben auch schon mit Enthaarungscremes Erfahrungen gesammelt oder mit Wachsenthaarung. Die Methoden der temporären Haarentfernung sind jedoch keineswegs immer so harmlos, wie vielfach angenommen. Deshalb an dieser Stelle ein paar Hinweise, die für Sie vielleicht neu sind, vielleicht aber gar nicht mal überraschend.

Zupfen

Eines der häufigsten zu behandelnden Probleme in meiner Praxis ist Wechseljahr bedingte Kinnbehaarung bei Frauen. Die Ausprägungen sind sehr unterschiedlich, der Verlauf jedoch fast immer gleich. Es beginnt oft ganz harmlos mit nur wenigen Haaren. Schon ein einziges Haar stört. Die wenigen Haare werden gezupft. Das geht zunächst ganz leicht und schnell und eine Zeitlang hat man Ruhe.

Rotfleckiges, vernarbtes Kinn durch jahrelanges zupfen Rotfleckiges, vernarbtes Kinn durch jahrelanges Zupfen

Der Vorgang wiederholt sich, nur werden es im Laufe der Jahre immer mehr Haare, die Haare werden immer dicker und lassen sich immer schwerer heraus reißen. Plötzlich kommen Entzündungen hinzu. Das Kinn vernarbt, die Haut bekommt braune Flecken. Wenn die Betroffene sich nicht mehr anders zu helfen weiß, greift sie schließlich zum Rasierapparat.

Was ist passiert? Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Vor allem im Kinnbereich reagieren die Haare auf wiederholtes Zupfen mit einer Deformation ihrer Follikel. Außerdem scheint der mechanische Reiz an dieser Stelle das Haarwachstum zu stimulieren.

Ein kleines Flaumhärchen, das aus Versehen mit der Pinzette mit ausgerissen wurde, entwickelt sich zu einem kräftigen Terminalhaar. Die verkrümmten Follikel sitzen wie Widerhaken in der Haut. Mit ihnen wird umliegendes Hautgewebe mit herausgerissen und somit größere Verletzungen erzeugt. Immer wieder an den gleichen Stellen und an neu hinzu kommenden.

Auf die Dauer ist Zupfen nicht nur eine schlechte, sondern überhaupt keine Lösung. Das Haarwachstum kann zunehmen und die Haut dauerhaft stark geschädigt werden.

Entwachsen der Beine

Anders als bei der Gesichtsbehaarung führt das Herausreißen der Beinbehaarung im Laufe der Jahre eher zu einer Schwächung des Haarwuchses. Bei starkem Haarwuchs und häufiger Wachsbehandlung kann es jedoch auch hier zu ungewollten Komplikationen kommen. Die Haare wachsen verstärkt nach, die Haut wird dicker und fleckig.

Gerade wer häufig zum Entwachsen geht, sollte sich überlegen, ob die Elektro-Epilation hier nicht die bessere Wahl ist. Der Aufwand ist nur am Anfang höher. Bereits nach einem halben Jahr kann der Zeitpunkt erreicht sein, wo die Elektro-Epilation sogar preislich die bessere Enthaarungsmethode ist, von ihren anderen Vorteilen mal ganz zu schweigen.

Rasur

Für große Flächen die beliebteste Methode. Nachteil: die Haare wachsen sofort wieder nach und fühlen sich borstiger an. Rasierten Haaren wurde die Spitze genommen, wodurch sich die Haare vorher feiner und weicher anfühlten. Zudem wird das Haar bei der Rasur an seiner dicksten Stelle gekappt, wodurch der Eindruck entsteht, dass die Haare durch die Rasur noch kräftiger würden.

Enthaarungscreme

Der Einsatz von Enthaarungscreme oder –schaum hat gegenüber einer Rasur den Vorteil, dass das Haar nicht scharfkantig abgeschnitten wird sondern die Haarsubstanz wird bis zu 2 Millimeter unter der Haut aufgeweicht, sodass das Haar abbricht und nach einigen Minuten mit Wasser abgespült werden kann. Die Haare wachsen demnach etwas verzögert und weicher wieder nach. Die chemischen Substanzen, die dabei zum Einsatz kommen, sind jedoch nicht unbedenklich. So kann z. B. durch die in den Cremes enthaltenen Salze der Thioglykolsäure, die wesentlichen Wirkstoffe, die Bereitschaft für Allergien erhöht werden.

Die drei Methoden der Elektro-Epilation

  • Elektrolyse:
    das ursprüngliche und erste Verfahren in der Anwendung der Elektro-Epilation. Hierbei wird galvanischer Strom (Gleichstrom) benutzt, um den Follikel durch eine chemische Reaktion in der Haut zu zerstören. Die Sonde muss mindestens 2 Minuten im Follikel verbleiben, um eine nachhaltige destruktive Wirkung zu erzielen. Diese Methode wird in Deutschland kaum noch angewendet.
  • Thermolyse:
    nachdem die Sonde in den Follikel eingeführt wurde, wird durch Einsatz von hochfrequentem Wechselstrom das umliegende Gewebe thermisch, d.h. durch Wärmebildung verödet. Dieser Vorgang dauert nur Bruchteile einer Sekunde, daher ist die Thermolyse wesentlich schneller. Eine geschickte Elektrologistin kann bis zu 20 Haare in der Minute behandeln. Mit diesem Verfahren können daher auch große Flächen in einer akzeptablen Zeit behandelt werden.
  • Blend-Methode:
    es werden beide Stromarten (Gleichstrom und Wechselstrom) eingesetzt, um den Follikel zu zerstören. Wie bei der Elektrolyse wird der galvanische Strom eingesetzt, um eine chemische Reaktion im Follikel auszulösen. Der Wechselstrom dient hier zur Beschleunigung der chemischen Zerstörung. Pro Haar werden je nach Haarstärke und Follikeltiefe 5 bis 10 Sekunden benötigt.

Wie funktioniert Photo-Epilation?

Unter die Kategorie der Photo-Epilation oder auch Lichtepilation fallen sämtliche Verfahren mit Laser-, Blitzlampen- und IPL-Technologie. Auch ELOS und IOS sind hierunter einzuordnen. Es gibt zwar zwischen den verschiedenen Verfahren innerhalb der Photo-Epilation einige bedeutende Unterschiede, das grundlegende pysikalische Prinzip, das bei jeder Form von Photo-Epilation zur Anwendung kommt, ist aber bei allen Varianten gleich.

Allen Photo-Epilationsverfahren gemeinsam ist, dass hierbei nicht das einzelne Haar, bzw. der einzelne Follikel, sondern das gesamte Hautareal behandelt wird, in dem Haare entfernt werden sollen. Mit Hilfe eines kleinen Handstücks wird die Haut mit Lichtenergie von einer definierten Wellenlänge bestrahlt, die tief in die Haut eindringen kann. Ob Laser, Blitzlampentechnik oder ELOS, bei allen Geräten basiert die Haarreduktion auf dem Prinzip der selektiven Photothermolyse. Dabei nutzt man die Eigenschaft dunkler Objekte, Licht zu absorbieren und in Wärme umzuwandeln. Jeder kennt den Unterschied der Wärmeentwicklung, wenn man im Sommer mit schwarzer oder weißer Kleidung ins Licht geht. Die weiße Kleidung reflektiert das Licht und wirkt daher eher kühlend gegenüber schwarzer Kleidung, die durch das physikalische Absorptionsprinzip zusätzlich wärmt. Das Ziel eines Enthaarungslasers sind die Melanozyten, die Pigmentzellen der Haarwurzel, die im unteren Wurzelbereich liegen und dem Haar seine Farbe mitgeben. Die dunklen Pigmentzellen nehmen die Lichtenergie auf und verwandeln sie in Wärmeenergie. Auf diese Weise wird die Haarwurzel zerstört.

Wirkt das denn auch?

Eine gute und wichtige Frage, denn um nicht auf leichtfertige Versprechen herein zu fallen, sollte man sich einmal kurz vor Augen halten, was es denn mit den ungeliebten Follikeln auf sich hat.

Auch wenn der Mensch den klimatischen Schutz durch die Körperbehaarung längst nicht mehr benötigt, so sind doch die Follikel wie vor Millionen Jahren so konstruiert, dass ein kontinuierliches Nachwachsen der Haare gewährleistet ist. Follikel besitzen eine außerordentliche Regenerationsfähigkeit, denn früher war es wichtig, dass immer wieder ein Haar nachwachsen konnte.

Das gewaltsame Entfernen eines Haares samt Wurzel mit Hilfe von Wachs oder einer Pinzette führt lediglich zu einem kurzfristigen Ergebnis, denn das Haar wächst bereits nach ein paar Wochen wieder nach, weil rings um die Haarwurzel herum Wachstumszellen (germinative Zellen) angesiedelt sind, die in der Haut verbleiben. Hierin ist eine der Hauptschwierigkeiten für eine permanente Epilation begründet. Um eine erfolgreiche Epilation durchzuführen, muss die Behandlungsmethode geeignet sein, alle Wachstumszellen (germinativen Zellen) zu zerstören und nicht nur einen Teil. Eine einzige übrig gebliebene Wachstumszelle kann später wieder den Impuls für erneutes Haarwachstum auslösen.

Das Ergebnis einer permanenten Epilation steht und fällt mit der erfolgreichen Zerstörung aller Wachstumszellen, die den Follikel im Bereich der äußeren Wurzelscheide umgeben.

Welche Methode für welche Voraussetzungen?

Bei der Photo-Epilation müssen Haut und Haar bestimmte Vorraussetzungen erfüllen
Das Ansprechen auf die Lasertherapie scheint je nach Patient, Körperregion und Haarfarbe äußerst unterschiedlich zu sein. Die besten Ergebnisse können bei dunklen Haaren und hellem Hauttyp erwartet werden, was durch das grundlegende Prinzip leicht nachvollziehbar ist: Um das Licht zu absorbieren, müssen ausreichend Pigmentzellen im Wurzelbereich vorhanden sein, wie dies bei dunklen Haaren meistens der Fall ist. Damit nicht gleichzeitig die Haut zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird, sollte sie hell, d. h. pigmentarm sein, denn die Haut wird bei dieser Technologie immer mitbehandelt und die Pigmentzellen der Haut absorbieren das Licht ebenso, wie die des Haares. Zu dunkle Haut kann daher zu starken Verbrennungen führen.

Umgekehrt ist leicht einzusehen, weshalb diese Technologie bei zu hellen Haaren und/oder zu dunkler Haut weniger befriedigende Ergebnisse hervorbringt. Die Wachstumszellen rings um die Haarwurzel sind das eigentliche Ziel einer Epilation. Diese Zellen sind farblos und können daher bei der Lichtepilation nicht unmittelbar zerstört werden. Die Lichtepilation benötigt unbedingt eine ausreichende Anzahl dunkler Zellen im Zielbereich, um mit deren Hilfe die Wachstumszellen zu zerstören. Sind davon nur wenige oder gar keine vorhanden (weiße, rötliche, graue Haare), kann das Prinzip nicht funktionieren. Probleme können auch zu dicke oder zu tief sitzende Haarfollikel bereiten. Mit jedem mm Tiefe nimmt die Wirksamkeit der Lichtepilation ab. Die Haarwurzeln können aber bis zu 10 mm Länge erreichen.

Durch die ungewollte Mitbehandlung der Haut muss deren Beschaffenheit bei der Lichtepilation unbedingt berücksichtigt werden. Nicht nur die Pigmentzellen der Haarfollikel sondern auch alle Pigmentzellen der Haut werden bestrahlt und verwandeln das Licht in Wärme. So scheint es eine logische Konsequenz des Behandlungsprinzips, dass die Gefahr einer akuten Verbrennung wächst, je dunkler die Haut ist.

Während also die Haare möglichst dunkel sein müssen, muss gleichzeitig die Haut wegen der hier beschriebenen Problematik der Hautverbrennung möglichst hell sein. Aus diesem Grund kann z. B. auch eine tätowierte Haut nicht behandelt werden.

Bei der Elektro-Epilation können prinzipiell alle Haare auf jeder Haut behandelt werden

Mit der Elektro-Epilation können alle unerwünschten Haare am ganzen Körper und im Gesicht, unabhängig von ihrer Stärke und Haarfarbe entfernt werden, auch helle Flaumbehaarung. Und zwar für immer!

Die Elektro-Epilation arbeitet unabhängig von den spezifischen Eigenschaften von Haut und Haar und eignet sich prinzipiell für jedes Haar bei jeder Hautfarbe. Die Sonde kann direkt in die Zielstruktur platziert werden und dort mit Hilfe des Stroms wirken. Allein das Geschick und die Erfahrung der Elektrologistin entscheiden über Erfolg und Misserfolg der Behandlung.

Die Elektro-Epilation ist auch völlig unabhängig von der Beschaffenheit der Haut anzuwenden. Individuelle Besonderheiten, wie z. B. eine besonders empfindliche Haut, können durch entsprechend schonende Behandlung oder die Wahl des geeigneten Verfahrens (z. B. Behandlung mit der Blend- statt mit der Thermolyse-Methode) berücksichtigt werden.

Elektro- und Photo-Epilation

Beide Methoden haben ihre Existenzberechtigung. Bei großflächigen Anwendungen ist die Photoepilation oft deutlich schneller, allerdings mit dem Nachteil, dass der Haarbestand nicht immer vollständig entfernt werden kann und man damit rechnen muss, dass in wenigen Jahren wieder alles von Vorne beginnt.

Die Elektro-Epilation ist immer anwendbar, die Photoepilation nur unter bestimmten Vorraussetzungen: Graue, rötliche, hellblonde und weiße Haare können nur sehr schlecht behandelt werden, da sie nicht ausreichend Melanin enthalten, um die nötige Wärmeenergie absorbieren zu können.

Manchmal kann die kombinierte Anwendung beider Methoden sinnvoll sein: Bei entsprechender Eignung mit der Photoepilation zuerst den dunklen Haarbestand entfernen und mit der Elektro-Epilation im Anschluss alle Haare, die übrig geblieben sind, denn was die Photoepilation nicht schafft, ist für die Elektro-Epilation meist kein Problem.

Nach meiner Erfahrung werden Patienten, die die Vorraussetzungen für die Lichtepilation nicht mitbringen nur selten auf die Alternative einer Elektro-Epilation hingewiesen, obwohl diese Methode für viele Menschen der einzig Erfolg versprechende Weg zur Haarfreiheit ist.

Eines sollte man jedoch bei der Abwägung zwischen den beiden Methoden unbedingt berücksichtigen. Mit Laser und Co. wird immer die Haut mitbehandelt. Im Gegensatz zur Elektro-Epilation, die auf eine Erfahrung von über 130 Jahren zurückblicken kann, sind die Verfahren der Laserepilation noch viel zu jung, um Spätfolgen auszuschließen.

FDA-Klassifikation

In den USA, dem Mutterland der Epilation, werden Behandlungsgeräte von der amerikanischen Arzneimittelzulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) geprüft und kategorisiert.

Während im deutschen Sprachgebrauch „dauerhafte Haarentfernung“ oder „permanente Haareduktion“ für so unterschiedliche Verfahren mit ebenso unterschiedlichen Ergebnissen wie die Photoepilation und die Elektro-Epilation beliebig nebeneinander verwendet werden, differenziert die FDA zwischen zwei Kategorien:

  • Die Kategorie „Permanent Hair Removal“ ("Permanente Haarentfernung"), wird Verfahren zugeordnet, die eine lebenslange Beseitigung der Haare ermöglichen, während die Kategorie „Permanent Hair Reduction“ ("Permanente Haarreduktion") für Verfahren zutrifft, die eine dauerhaft sichtbare Reduzierung der Haaranzahl nachweisen können.
  • Die oberste Kategorie „Permanent Hair Removal“ ist bisher ausschließlich auf Verfahren der Elektro-Epilation angewendet worden als bisher einzige nachgewiesen erfolgreiche Methode, mit der die definitive Entfernung unerwünschter Haare erzielt werden kann und zwar für alle Haare, unabhängig von ihrer Stärke und Farbe und ohne Nebenwirkungen oder Spätfolgen.